Seit nun 85 Jahren gibt es die Segelbootsklasse Pirat. Das Jubiläum wird im Zuge der diesjährigen Staatsmeisterschaft in Ebensee gefeiert. Zusätzlich hat die Österreichische Piratenvereinigung ein Sonderheft veröffentlicht, in dem die Geschichte des Piraten und des Segelsports in Österreich erzählt wird.
Die Geschichte des österreichischen Segelsports begann 1552. In diesem Jahr fand nämlich die erste überlieferte Segelwettfahrt auf österreichischem Binnengewässer am Ossiachersee in Kärnten statt. Organisiert wurde sie vom Abt des Stifts Ossiach Andreas Hasenberger und auch Kaiser Karl V. nahm an dieser Regatta teil. Als Begründer des österreichischen Segelsports gilt jedoch der Engländer Edward Drory. Er gründete 1886 in Wien den Union Yacht Club Stammverein, welcher bereits im Gründungsjahr die ersten Regatten auf der Alten Donau, am Neusiedler See und am Attersee veranstaltete.
Es gab jedoch schon im Jahr 1883 erste Bestrebungen den „Ersten Wiener Segelclub“ zu gründen. Dieser wurde letztendlich zwei Jahre später als „Erster Wiener Segel- und Ruderclub“ gegründet und fusionierte 1938 mit dem Union Yacht Club Stammverein. 1924 wurde schließlich an der Oberen Alten Donau der dritte Segelverein in Wien gegründet, der Segelverein Floridsdorf, der ab 1951 Wiener Yacht Club hieß.
Der Pirat hat seinen Ursprung in Deutschland, wo Adolph Tietgens 1864 den amerikanischen Bootstyp Sandbagger von New York mit nach Hamburg brachte. Dort galt er für viele Jahre als unbesiegbar galt, da er wesentlich schneller und wendiger als die dort üblichen Boote war. Deshalb wurde das Schwertboot auch oft nachgebaut und leitet somit eine Wende im deutschen Segelsport ein. 1889 entstand der „Berliner Wettsegel-Verband“, wessen Mitglieder vor allem kleinere Segelboote wie Segelkanus, Segeljollen und Segelgigs bauten. Durch die vielen unterschiedlichen Bauarten wurde schließlich die Einteilung in Bootsklassen eingeführt.
1937 entwarf Carl Martens im Auftrag des Deutschen Segelverbandes zwei Boote, welche die ersten beiden Piraten darstellten, damals jedoch noch nicht unter diesem Namen. Der Bootstyp erfreute sich gleich an großer Beliebtheit, da die Bauweise sehr einfach und kostengünstig war. Die Bootsklasse wurde zum „Volkssegelboot“ und es wurde ein prägnanter Name für sie gesucht. Beim Magazin „Yacht“ konnten Namensvorschläge eingesendet werden und für den Gewinner war ein Preisgeld von 50 Reichsmark ausgeschrieben. Aufgrund der großen Beliebtheit der Boote trafen zahlreiche Namensvorschläge ein und man entschied sich schließlich für „Kükenklasse und Piratenklasse“.
In Österreich tauchte der erste Pirat laut ÖPV-Jahrbuch 1940 am Neusiedler See auf und 1942 wurde die erste Pirat-Regatta dort gesegelt. Ebenfalls 1940 wurden auf der Alten Donau sogenannte „Kriegs-Segelwettfahrten“ abgehalten, bei denen erstmals die Pirat-Klasse in einem Wettfahrtprogramm dabei war.
Wer mehr über die Entstehungsgeschichte des österreichischen Segelsports und des Piraten erfahren möchte, kann dies im Jubiläums-Sonderheft der Österreichischen Piratenvereinigung nachlesen.
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Titelfoto: Christian Kargl