Es war der zweifellose Höhepunkt des bisherigen America’s Cup: Das neunte Rennen zwischen Emirates Team New Zealand und Luna Rossa Prada Pirelli wurde zum Showdown zweier Philosophien, zweier Generationen und zweier Teams, die auf Augenhöhe mit den modernsten Yachten des Planeten ihre Kreise vor Auckland ziehen. Mit bis zu 90 km/h, zur Erinnerung.
Zunächst sah alles danach aus, dass der alte Fuchs Jimmy Spithill mit seihnen beinahe schon traditionellen Werten und Tugenden im Match Race Segeln die junge Truppe aus Neuseeland in Schach halten kann. Mit Konsequenz, taktischer Finesse zum richtigen Zeitpunkt und dem richtigen Riecher für den Wind führte Luna Rossa Prada Pirello bis auf einen Schlag auf der ersten Kreuz bis zum letzten Luv-Gate. Einmal die direkte Deckung aufgegeben, auf die vermeintlich bessere Seite nach links gesegelt und Burling, Tuke und Ashby zogen mit ein wenig mehr Druck und einem deutlichen Rechts-Dreher auf und davon. Die letzte Vorwind war dann eigentlich nur mehr Formsache für die Neuseeländer.
Vier Matchbälle
Die Neuseeländer haben jetzt vier Mal die Chance, nicht nur die eine Hand, sondern auch die zweite Hand an den Cup zu legen und die älteste Sporttrophäe der Welt erneut zu stemmen und in Auckland zu behalten. Dabei haben die Kiwis offensichtlich alle Trümpfe in der Hand. Aus der Entfernung und nur via Bildschirm betrachtet hat das technische Gesamtpaket der Neuseeländer das „gewisse Etwas“ mehr, als die Italiener aufs Wasser. Die Italiener sind in der Lage mitzuhalten, aber es gelingt den Neuseeländern fast immer, in Schlagdistanz zu bleiben. Dann reicht der erste kleine Fehler, um das Rennen zu drehen. Und sind die Gastgeber und Titelverteidiger einmal vorbei, dann waren die Europäer immer chancenlos.
Doch wie antwortete Francesco Bruni beim Interview auf die Frage, was er denn am meisten im Rahmen der gemeinsamen Kampagne von Jimmy Spithill mitnehmen oder lernen könnte? „Das, was du mit Sicherheit von Jimmy lernen kannst ist eines: Aufgeben gibt es nicht. Niemals.“
Titelfoto: ACE / Studio Borlenghi, Foto: Hamish Hooper / Emirates Team New Zealand