Und sie segeln doch! Endlich hat es geklappt mit der ersten Wettfahrt zur Starboot-WM im Rahmen der Kieler Woche. Nach zweieinhalb Tagen Warten auf Wind ging es am Mittwochnachmittag auf den Kurs. Es war zwar nur eine leichte Brise, die sich über der Kieler Außenförde ausbreitete, doch es reichte für ein Rennen, das um 18.11 Uhr beendet war. Mit dem Tagessieg der Österreicher Johann Spitzauer/Hans-Christian Nehammer vor den Titelverteidigern Mateusz Kusznierewicz/Bruno Prada (Polen/Brasilien) und Marin Misura/Tonko Barac (Kroatien) setzten drei erfahrene Crews die ersten Glanzlichter.
Ein leichtes Kräuseln des Wasser, das sich gegen 14 Uhr von Osten dem Olympiazentrum näherte, kündigte es an: Heute sollte noch etwas gehen bei der Starboot-Weltmeisterschaft. Die Flotte war zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Wasser, denn eine halbe Stunde zuvor hatte Wettfahrtleiter Mandus Freese das Signal zum Auslaufen gegeben. „Das habe ich auch noch nicht gemacht, eine Flotte auf den Ententeich hinauszuschicken“, so Freese. Doch die enge Absprache mit dem Wetterexperten Meeno Schrader funktionierte. Der hatte den Hauch einer Chance für ein Rennen in seinen Wettermodellen gesehen: „Der Gradientwind hat auf Ost gedreht und wurde von der leichten Thermik unterstützt. Wir haben zwar nur einen Temperatur-Unterschied von zwei, drei Grad über Wasser und über Land, aber das reichte für einen segelbaren Wind. Die Thermik wird am Donnerstag noch stärker ausgeprägt sein.“
Leichtwind-Rennen erlöst die Flotte
Auf fünf bis sechs Knoten Geschwindigkeit aus Ost pendelte sich das Lüftchen im Startgebiet nördlich vom Bülker Leuchtturm ein. Um 15.50 Uhr ging es auf den Kurs, der bei den Staren traditionell mit einer zwei Seemeilen langen Startkreuz eröffnet wird. Gleich der erste Startversuch gelang, und die Flotte orientierte sich auf die rechte Seite. Die Ungarn Tibor Tenke/Miklos Bezereti hatten als erste Crew nach dem Start die Wende nach rechts gesetzt und kamen so in der Top-Position an der Luvmarke an. Dahinter reihten sich mit Kusznierewicz/Prada sowie Diego Negri/Frithjof Kleen (Italien/Deutschland) zwei Topfavoriten ein, die auf dem Vormwind-Kurs Druck auf den Führenden machten.
„Gerade auf dem Vormwinder kommt es auf die gute Zusammenarbeit zwischen dem Steuermann und dem Vorschoter an. Wir sind gut eingespielt und fühlen uns bei jedem Wind wohl“, hatte Frithjof Kleen, Weltmeister von 2014 mit Robert Stanjek, bereits vorher erklärt. Und auch sein Steuermann Diego Negri, bereits viermal auf dem WM-Podium platziert, ist hoffnungsfroh, vor Kiel seine Erfolgsserie fortsetzen zu können: „Mit Frithjof sind wir immer gut – egal bei welchen Bedingungen.“
Titelverteidiger knapp geschlagen
Im engen Fight um die Top-Platzierungen schien es zunächst auf einen Sieg der Titelverteidiger aus Polen und Brasilien hinauszulaufen. Nach dem ersten Vormwinder hatten sie die Führung übernommen, verteidigten diese auch auf der zweiten Kreuz und schienen den knappen Vorsprung verteidigen zu können. Doch kurz vor dem Ziel hatte der Österreicher Johann Spitzauer, ehemals Finn-Weltmeister und Dritter der Starboot-EM von 2020, den richtigen Riecher für den Wind. „Johann hat den Wind von rechts gesehen. Wir sind auf die Seite gegangen und es hat gut geklappt“, freute sich sein Vorschoter Hans-Christian Nehammer über den gelungenen Sieges-Coup. Einen Fehler konnte man Kusznierewicz/Prada aber nicht attestieren. Nehammer: „Als Führender muss du das Feld verteidigen und kannst nicht mit einem einzelnen Gegner mitgehen.“
Die Titelverteidiger werden diesen kleinen Wermutstropfen zum Ende des Rennens verkraften können. Sie setzen auf Konstanz in der Serie, um wieder ganz oben landen zu können.
Titelfoto: segel-bilder.de