Star-WM: Ohne Risiko zum Doppelsieg

Ein paar Sekunden zu früh und die WM-Ambitionen bekommen einen kräftigen Dämpfer. Die Titelverteidiger Mateusz Kusznierewicz/Bruno Prada (Polen/Brasilien) und die Sieger der ersten Wettfahrt, Spitzauer/Nehammer, kassierten im Auftaktrennen des zweiten Segeltages bei der Starboot-Weltmeisterschaft im Rahmen der Kieler Woche eine Frühstart-Disqualifikation und müssen fortan mit aller Vorsicht über den Parcours steuern. Dagegen kann die italienisch-deutsche Kombination Diego Negri/Frithjof Kleen weiterhin voll auf Angriff setzen. Die Gardasee-Connection landete nach Platz vier am Mittwoch heute einen Doppelsieg und führt damit die WM-Wertung vor Tonci Stipanovic/Tudor Bilic (Kroatien) und Xavier Rohart/Ante Sitic (Frankreich/Kroatien) an.

Nach dem späten Mittwoch-Rennen am unteren Limit der Windskala kommt die Weltmeisterschaft der Starboote immer besser in Fahrt. Östlicher Wind mit zehn bis elf Knoten und Sonnenschein bescherten der Flotte Champagner-Segeln. Allerdings musste der Start erneut etwas verschoben werden. „Auf der Bahn war alles vorbereitet und die Bedingungen waren perfekt. Aber die Segler waren auf dem Weg vor Bülk in der Flaute hängengeblieben und wir mussten Schleppverbände bilden, um nicht zu lange zu warten“, berichtete Wettfahrtleiter Mandus Freese.

Frühstart bremst Titelverteidiger
Derart in Fahrt konnten sich einige Crews nicht bremsen. In der ersten Tageswettfahrt gab es drei Frühstart-Disqualifikationen, in der zweiten sogar 16. Einer der Leidtragenden war das Team Kusznierewicz/Prada. Sie wollten in der ersten Wettfahrt eng am Pin-End über die Linie schießen, verkalkulierten sich knapp und wurden nach der ersten Kreuz in Führung liegend von der Bahn gewunken. Auch Spitzauer/Nehammer segelten etwas zu früh über die Linie. Damit konnten sie diese Wettfahrt nur noch von außen beobachten und sahen, wie sich Negri/Kleen auf der ersten Kreuz mit hohem Speed durch den dichten Verkehr arbeiten, am Luvfass schon in der Spitzengruppe ankamen und dann den Sturm an die Top-Position fortsetzten. Von dort hielten sie die Verfolger Stipanovic/Bilic bis zum Ziel mit vier Bootslängen Vorsprung in Schach. Am Vortag hatten sie die Kroaten kurz vor der Ziellinie noch mit einer späten Halse ausgetrickst, jetzt hatten sie sie beim Vormwind-Zieldurchgang sicher im Kielwasser.

Die zweite Wettfahrt des Tages war für Negri/Kleen fast eine Kopie des ersten. Aus der Mitte heraus gingen sie ohne Risiko am Start auf den Kurs, profitierten von ihrer Top-Geschwindigkeit und hatten an der ersten Bahnmarke nur noch den 2017er-Weltmeister Eivind Melleby (Norwegen) mit Guy Thomas Avellon an der Vorschot vor sich. Aber auch der war dem Tempo des „Team of the Day“ nicht gewachsen. Negri/Kleen übernahmen zur Renn-Halbzeit die Führung, kontrollierten anschließend souverän das Feld und segelten zum zweiten Tagessieg. Hans Spitzauer holte mit Vorschoter Christian Nehammer den ausgezeichneten vierten Rang, mit einem Streicher können die Österreicher noch um eine Medaille mitmischen.

Tonci Stipanovic bleibt nach Olympia-Silber im Laser auf der Erfolgswelle und segelt derzeit mit seinem Vorschoter Tudor Bilic auf Platz zwei. Foto: segel-bilder.de

Der Kroate Stipanovic schwimmt derzeit auf einer Woge des Erfolges. Nach dem Gewinn von Olympia-Silber im Laser vor einem Monat ist ihm der Umstieg auf den Star mit einem zweiten und einem achten Platz heute perfekt gelungen. „Ich liebe diese Klasse, seit ich segele, aber es ist nun mit 35 Jahren meine erste WM-Teilnahme im Star“, so Stipanovic. „Wir müssen uns noch auf den Trimm des Bootes und auf die Klassenregeln einstellen, was in Sachen Pumpen erlaubt ist und was nicht. Daher agieren wir sehr ruhig, sind aber glücklich mit dem, wie es bisher gelaufen ist.“ Zwei Strafkringel verdarben ihm im zweiten Rennen eine noch bessere Platzierung, so dass seine Kampfansage nicht unberechtigt ist: „Wir wollen so weitermachen wie bisher. Es ist erst Halbzeit, und wenn ich antrete, dann will ich natürlich auch ganz vorn segeln.“

Titelfoto: Sascha Klahn

Verwandte Artikel