Wir sehen 75-Fuss-Yachten, die ihre 6 Tonnen auf einem kleinen Surfbrett bei 8 bis 10 Knoten Wind auf über 30 Knoten beschleunigen. Die Zwischenräume der zweilagig ausgeführten Großsegel bestehen aus zig ansteuerbaren Luftkammern, die als großes Geheimnis für den Segeltrimm gelten. Dazu werden die AC75 mittel Tablets und Knöpfen gesteuert, unzählige Daten zu Performance und Geschwindigkeit, Wind und Wetter stehen den Teams ständig zur Verfügung.
Doch am Ende ist es der richtige „Riecher“ für den einen entscheidenden Winddreher, den kein Vorhersage-Modell am Radar hatte genug, um zum ersten Mal in der Geschichte des aktuellen Cup-Bewerbes in Auckland für ein Überholmanöver in der laufenden Wettfahrt zu sorgen.
Was danach und also im zweiten Race des Tages folgte, ist aber eigentlich in Worte nicht mehr zu fassen und an seglerischer Dramatik kaum zu überbieten. Spithill gewinnt für die Italiener wieder den Start, der Wind wird leichter, Luna Rossa Prada Pirelli hat mit der größeren Fock richtig gepokert und setzt sich auch bis zum ersten Luv-Gate bis zu 150m ab. Dann der Vorwind, aufgrund des löchrigen Windes wechseln die Abstände aufgrund der großen Änderungen auf den segelbaren Winkel dramatisch. Bis zur Halse, die die Kiwis nur mehr wenige Bootslängen von den Italienern entfernt setzen. Und sich einparken. Zu wenig Schwung, kein Druck mehr und die bis dahin stolze „Te Aihe“ schwimmt auf, kentersicher dank der zwei Ausleger und – langsam. Minutenlang dauert der Versuch, das Boot wieder zum Fliegen zu bringen. Richtig lange Gesichter bei Burling, Ashby und Tuke. Doch – aufgegeben wird auch in Neuseeland gerade einmal ein Brief.
Am Ende der zweiten Kreuz, beim Runden des Gates erwischt es Luna Rossa. Handbremse angezogen, Macht- und Hilflosigkeit. Aus 2.000m Vorsprung werden binnen ebenso endlos scheinender Minuten am italienischen AC75, wird ein ebensolcher Rückstand.
5:3 heißt es damit nach Tag 5 für die Titelverteidiger. Dank zweier verlorener Rennen der Italiener. Von zwei gewonnenen wurde nicht gesprochen.
Mit Timing und Weitblick sowie richtig starken Nerven gewannen die Italiener beide Starts. Im Ziel waren jeweils die Neuseeländer voran.
Es waren richtig bittere Minuten und Meter für das italienische Luna Rossa Prada Pirelli Team. Ein Bild, gut für wirklich 1000 Worte. An Erklärungen, an Erinnerungen. Die kommenden beiden Tage werden zeigen, ob es in die Geschichte eingeht. Denn erstmals führt nach Race Nummer 8 mit dem Emirates Team New Zealand ein Team mit zwei Punkten.
(Screenshots: America’s Cup Live-Übertragung/RR), Foto: Luna Rossa Prada Pirelli