Dem Österreichischen Segel-Verband ist es als einer von nur neun Nationen gelungen, sich einen langfristigen Trainingsspot im Olympia-Revier von Paris 2024 zu sichern. Das Nationalteam hat nun seinen ersten zweiwöchigen Trainingsblock vor Marseille abgeschlossen.
„Wir sind besonders stolz darauf, dass wir hier in Marseille unseren österreichischen Stützpunkt aufschlagen konnten. Nur neun Nationen haben es geschafft, sich einen langfristigen Trainingsspot bis 2024 zu sichern – und für die weiteren Teams wird es wohl deutlich schwieriger werden sich hier permanent niederzulassen“, erklärt Matthias Schmid, Sportdirektor des Österreichischen Segel-Verbands. Dem Nationalteam steht sein mobiles Technologiezentrum zur Verfügung, das bereits bei der letzten Olympia-Kampagne in Japan im Einsatz war. Diese Infrastruktur erleichtert und verbessert die Abläufe speziell im technologischen und auch meteorologischen Bereich. Zudem können dort Meetings abgehalten werden, es sind Ruhemöglichkeiten vorhanden aber auch ausreichend Platz, um am Boot zu arbeiten und Material zu lagern. „Diesen Platz haben wir nun bis August 2024 gemietet. Wir können hierherkommen, wann immer wir wollen und mit so vielen Teams und Booten wie Platz ist“, konkretisiert Schmid.
Nationalteam soll so viel Zeit wie möglich im Olympia-Revier verbringen
Für erfolgreiche Spiele ist es für den Österreichischen Segel-Verband seit vielen Kampagnen von großer Wichtigkeit, so viel Zeit wie möglich im olympischen Revier zu verbringen. Als österreichische Segler sei man ohnehin gezwungen ins Ausland zu fahren, um am Meer zu trainieren – „und da macht es natürlich Sinn, das im Olympia-Revier zu tun“, sagt Matthias Schmid. Ziel ist es, sich hier zuhause zu fühlen: „Wir wollen das Olympia-Revier zu unserem Heim-Revier machen. Darum haben wir diese Infrastruktur so geschaffen, dass wir so viel wie möglich herkommen können. Noch steht nicht fest, wie viele Tage, Wochen wir hier sein werden – aber wann immer Zeit ist, werden wir Trainingsblöcke hier verbringen und nicht irgendwo anders. Wir werden nicht ganz so viel Zeit hier schaffen, wie wir es etwa in Rio oder in London geschafft haben. Aber ich gehe davon aus, dass die Segler, die sich viel vorbereiten weit über 20 Wochen hier sein werden.“ Parallel liegt ein weiterer Fokus aber auch auf die 2023 in Den Haag stattfindenden Weltmeisterschaften der olympischen Klassen, worauf sich das Nationalteam ebenso akribisch vorbereitet: „Dort müssen wir uns erst für die Olympischen Spiele qualifizieren – und das wird brutal hart, weil sich nur die besten neun Nationen dort ein Ticket holen können. Ein extrem schwieriges Unterfangen, aber wir werden bestens vorbereitet sein.“
Fokus auf Datenerhebung
Schon in den ersten beiden Trainingswochen in Marseille lag der Fokus auf der Datenerhebung. Um ein großes Set an Datensätzen zu generieren, nahm nahezu das gesamte Nationalteam am ersten Trainingsblock teil. Mit der permanenten Anwesenheit von Meteorologin Elena Cristofori zählte das rot-weiß-rote Team in der Spitze 25 Personen. Für Schmid ist neben den generierten Fakten, auch das Gefühl der Athleten entscheidend: „Am besten ist es, wenn man sein Gefühl, seine Erfahrung mit wissenschaftlichen Daten und Fakten kombinieren kann. Das ist unser Weg. Wir wollen das, was wir am Wasser erleben mit klaren Messungen untermauern und bestätigen. Dabei geht es um die Windrichtung, den Zeitpunkt, das Warum, die Großraumsituation, Tief- oder Hochdruckgebiete, Strömungen – all diese Faktoren spielen hier mit. Alles zusammen ist dann eine Mischung aus klassischer seglerischer Erfahrung und Bauchgefühl, kombiniert mit wissenschaftlichen Daten und Fakten.“
Zufriedenheit auf allen Linien
„Mit diesem ersten Block hier bin ich sehr zufrieden. Wir konnten viel segeln und damit auch schon sehr viele Daten sammeln. Wir sind schon auf einige Punkte draufgekommen und haben gewisse Eigenheiten der Marseiller-Bucht kennengelernt und wissen aber gleichzeitig auch, worauf wir noch achten müssen. Die Infrastruktur ist perfekt, wir fühlen uns wohl. Die Stimmung ist sehr gut. Alle Segler haben Spaß an der Sache“, resümiert Schmid äußerst positiv. In der kommenden Woche steht für die Teams zu einem großen Teil Regeneration in der Heimat am Programm. Am Freitag wird in Neusiedl am See der Container für die Klassen-Weltmeisterschaft im 49er, 49erFX und Nacra 17 gepackt und verschickt. Die Titelkämpfe finden zwischen 31. August und 5. September in Nova Scotia, Kanada statt. Anschließend brechen die Teams zum Hempel World Cup Allianz Regatta 2022 in Almere – Lelystad, Niederladen auf. Die Weltcup-Regatta der olympischen Klassen findet zwischen 31. Mai und 5. Juni statt.
Alle Fotos: Candidate Sailing / Dominik Matesa