Spanien und Portugal, bislang die schwarzen Schafe beim Haischutz in Europa, kündigen Maßnahmen zum Schutz des bedrohten Makohais an und verbieten den Fang und die Anlandung in ihren Häfen. Trotzdem ist das Überleben dieser bedrohten Hochseeart im Atlantik höchst ungewiss. Weitere gesamteuropäische und internationale Schritte zum Schutz des Makohaies sind aus Sicht der Artenschutzorganisation Sharkproject dringend notwendig. Sharkproject fordert Portugal daher auf, sich im Rahmen seiner aktuellen EU-Ratspräsidentschaft in ganz Europa und weltweit für den Haischutz einzusetzen.
Sharkproject und viele andere Meeres- und Artenschutzorganisationen setzen sich seit Jahren für den Schutz des im Atlantik bedrohten Kurzflossen-Makohaies ein. Jetzt wurde in Spanien und Portugal ein gemeinsamer Erfolg errungen: Im Jänner 2021 hat die spanische Regierung angekündigt, die Anlandung des bedrohten Kurzflossen-Makohaies aus dem Nordatlantik komplett zu verbieten und die Fangquote für 2021 auf null zu setzen. Inzwischen folgte auch Portugal diesem Schritt.
Dazu Dr. Iris Ziegler, Leiterin „International Cooperations“ bei Sharkproject: „Dies ist ein wichtiger Schritt von Spanien und Portugal für die Rettung des kurz vor dem totalen Zusammenbruch stehenden Makohaibestandes im Nordatlantik und zum Schutz der Meere und der Haie allgemein. Wir fordern Marokko, das bei der Fangmenge nach Spanien an zweiter Stelle liegt, auf, sich ein Beispiel an diesen beiden Ländern zu nehmen und den Fang und die Anlandung von Makohaien ebenfalls einzustellen.“
Weiters muss aus Sicht von Sharkproject verhindert werden, dass in Kürze im Südatlantik eine ähnlich dramatische Situation beim Haibestand herrscht, wie dies im Nordatlantik bereits der Fall ist. „Wir fordern daher alle Mitgliedsstaaten der ICCAT (Internationale Kommission für die Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik) auf, sich rasch dem Beispiel Spaniens und Portugals anzuschließen und den Fang im südlichen Atlantik ebenfalls zu verbieten“, so Ziegler weiter.
Dazu Alexander Smolinsky, Präsident von Sharkproject International: „Die riesigen Fischfangflotten Spaniens und Portugals haben in den vergangenen Jahrzehnten die Haibestände im Nordatlantik beinahe ausgerottet und sind mit über 60 Prozent des Fangs maßgeblich für die dramatische Situation des Makohaies verantwortlich. Jetzt senden Spanien und Portugal ein wichtiges Signal an die EU, endlich gesamt-europäisch und international aktiv zu werden. Wir hoffen, dass Portugal seine derzeitige EU-Präsidentschaft dafür nutzen wird, damit es hier endlich zu Verbesserungen kommt“.
Makohaie sind auf der Roten Liste der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) und damit als vom Aussterben bedroht gelistet. 2019 wurden sie in den Appendix II des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) aufgenommen. Spanien und Portugal erfüllen nun ihre Verpflichtung gemäß der CITES-Bestimmungen zum Schutz der Makohaie. Die EU-Delegation hat jedoch noch im November 2020 gegen eine Annahme des von Kanada, Senegal, Großbritannien, Taiwan und Gabun eingebrachten Vorschlags für ein sofortiges Anlandeverbot gestimmt und diesen auf internationaler Ebene verhindert.
Dr. Iris Ziegler: „Leider stellt die EU nach wie vor die Fischereiinteressen einzelner Mitgliedsstaaten über die Notwendigkeit des Meeresschutzes und des Artenschutzes. Mit der Weigerung ein generelles Anlandeverbot von Makohaien zu unterstützen und umzusetzen, missachtet die EU seit Jahren wissenschaftliche Erkenntnisse und die Empfehlungen von Experten und Expertinnen sowie Meeresschutz-Organisationen“.
Titelfoto: Fred Buyle/Sharkproject